Bevor nun die praktische Arbeit beginnt, muss sich jeder Züchter darüber im klaren sein was das Ziel seines Projektes ist. Dabei gilt es viele Faktoren zu berücksichtigen und sich selbst einige Fragen zu beantworten.
Was will man eigentlich erreichen! Eine stabile und homogene Sorte oder einen F1-Hybriden? Ein Hanfsamen Strain für den lndoor oder den Outdoorbereich? Indica oder Sativa, süss oder würzig? Die Liste mit Fragen ist lang.
Es ist somit sehr wichtig eine genaue Vorstellung der neuen Genetik zu haben, man braucht ein Ziel auf das man langsam hin arbeitet auch wenn es ab und an Rückschläge geben sollte.
Mit der Wahl der Elterngenetik steht und fällt eine Kreuzung. Es wird schwer werden aus zwei Indica Sorten eine hochwüchsige Pflanze zu züchten. Genauso verhält es sich mit zwei Elternpflanzen die eine niedrige Potenz besitzen, mit ihnen ist es sehr schwer hoch potente Sorten zu kreieren.
Somit bleibt die Wahl und Selektion der Eltern ein sehr wichtiger Punkt auf den ich jetzt näher eingehen werde.
Entscheidend ist die Fläche auf der man seine Selektion beginnen will. Es ist nur natürlich das man aus hunderten von Pflanzen bessere Eltern, mit einen für uns günstigen Genotyp finden kann, als unter zehn oder zwanzig Pflanzen. Nun hat nicht jeder Homegrower ganze Felder zur Verfügung um seine Gewinner Pflanzen zu selektieren.
Wer wenig Platz zur Verfügung hat sollte immer so viele Hanfsamen wie möglich zur Keimung bringen und rigoros die schwächsten Pflanzen entfernen. Keimlinge brauchen sehr wenig Platz. Es lassen sich problemlos einige hundert Hanfsamen auf kleinster Fläche unterbringen. Es wird aber nicht leicht fallen scheinbar vitale Hanfpflanzen zu entsorgen aber wenn andere noch kräftiger und vitaler sein sollten, dann ist es unumgänglich die weniger guten zu entfernen.
Doch nach welchen Merkmalen wählt man die noch sehr kleinen Keimlinge aus? Ein paar Eigenschaften auf die man achten muss kennen wir jetzt schon. Kräftige, schnell wachsende und vitale Pflanzen bleiben. Sämlinge die spargeln oder umfallen werden rausgeschmissen. Sollten bei einigen Blattmutationen auftreten werden auch diese aus dem Grow entfernt.
Mutanten neigen dazu ihre genetischen Fehler mit zu vererben. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das diese Mutation wieder in einer der nächsten Generationen auftritt. Sobald wie möglich sollte man von allen Pflanzen Stecklinge schneiden. Erst mit ihnen werden wir weiterzüchten. Man muss ja schliesslich sehen wie sich jede Hanfpflanzen am Ende der Blütephase verhält, wie das Aroma und die Potenz des Endprodukts ist und wie lange die jeweilige Dame blüht. Es ist daher wichtig sich über jede einzelne Hanfpflanzen detaillierte Stichpunkte zu machen. So kann man später Vergleiche ziehen und eine Elterngenetik viel besser beurteilen. Die Eigenschaften nach denen man selektiert werden immer vom Grower bestimmt. Es gibt hunderte Merkmale nach denen man selektieren kann, es ist somit unumgänglich hier klare Prioritäten zu setzen. Umso mehr Eigenschaften man wählt, umso schwerer und länger wird der Weg zum Ziel sein. Merkmale wie Harzbesatz, Potenz, Aroma, Geruch, Blütezeit, Geschmack oder Wuchsverhalten sind einige Beispiele nach denen man die Eltern auswählen kann. Theoretisch könnte man auch Pflanzen mit ausschliesslich roten Blüten selektieren, um zu versuchen diese Eigenschaft auch in die nächsten Generation einzubringen. Andere Selektionseigenschaften bei den Female's sind Nodienabstände, Wuchsform, Resistenz gegen Schädlinge oder Schimmel, Wurzelwachstum und vieles mehr.
Wichtig ist einfach das man immer die Hanfpflanzen selektiert, die den eigenen Wünschen am nächsten kommen. Bei den Damen der Schöpfung kann man die guten Eigenschaften schnell sehen. Doch was ist mit dem männlichen Anteil? Wir wissen das ein guter Mann extrem wichtig für eine Kreuzung ist, da er seine Eigenschaften genauso weiter gibt wie ein Female. Aus der Kreuzung einer sehr potenten Dame mit einem weniger potenten Male kann keine super potente F1 entstehen. Viele vergessen das und meinen der Male spiele eine untergeordnete Rolle, dem ist aber nicht so.
Bei einem Mann könnte man z.B auch nach dem Wachstum gehen. Hochwüchsige Hanfpflanzen sind aber nicht unbedingt zu empfehlen. Eine kompakte Wuchsform, ähnlich der weiblichen Pflanze hat hier klare Vorteile. Gleiche Elternpflanzen haben zu hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Gene (für eine Eigenschaft) und werden somit auch weniger Variationen in dieser einen Eigenschaft aufweisen, in diesem Fall in der Höhe.
Der berühmte Breeder „DJ Short" schrieb einmal das männliche Hanfpflanzen, die sehr schnell in die Blütephase wechseln oft einen Hang zum Zwittern haben und diesen auch weiter vererben. Das wird man sicherlich nicht auf alle Sorten übertragen können aber trotzdem wäre die Blüteninduktion auch eine Eigenschaft nach der man einen Male aussuchen könnte. Wobei hier aber andere Merkmale wichtiger sind denen man mehr Beachtung schenken sollte.
Doch wie sieht es mit dem Harzbesatz, der Potenz und dem Geruch aus. Wie kann man diese Merkmale bei männlichen Hanfpflanzen bestimmen? Das Aroma erkennt man am besten wenn man mit Daumen und Zeigefinger, im oberen Drittel des Stammes reibt. Das hört sich im ersten Moment komisch an. Man muss hier wissen, daß in dem weichen und biegsamen Stammabschnitt schon erste Geruchsverbindungen gebildet werden oder schon vorhanden sind. Man kann hier einen ungefähren Eindruck vom Geruch und der Potenz eines Males bekommen. Auch Männer haben Trichome und auch bei Ihnen gilt das Motto „Umso mehr - desto besser" Zwar sind deutlich weniger Trichomen zu sehen aber sie sind vorhanden und können mit einer guten Lupe oder einem Makroobjektiv sichtbar gemacht werden.
Die Erfahrung vieler Breeder zeigt, das Männer sehr oft ihr Aroma vererben, die Tiefe des Geruches aber von der Dame bestimmt wird. Auch bei der „Potenz" sagt man den Herren einen grossen Anteil in der Fl nach. Daher empfinde ich die Wahl des Mannes als besonders wichtig aber gleichzeitig auch viel schwieriger.
Andere Eigenschaften kann man übertragen. Z.B. stehen sehr viele Pollensäcke auch für sehr viel Ertrag und luftige Blütenstände für eine nicht ganz kompakte Budstruktur. Auch der Höhepunkt der Blüte ist bei den Männern sehr wichtig, er gibt ein gewissen Eindruck in die Blütezeit. In der Regel öffnen sich die meisten Pollensäcke in der 3-6 Blütewoche, je nachdem ob Indica oder Sativa.
Wir haben nun die besten zwei Pflanzen selektiert, deren Merkmale mit unseren Wünschen übereinstimmen. Nun kann man mit den Stecklingen, die man in der Wachstumsphase geschnitten hat weiterarbeiten.
Kreuzt man jetzt beide Hanfpflanzen, entsteht eine neue Generation die Merkmale von beiden Eltern in sich vereint. Würde man zwei verschiedene Sorten kreuzen, wäre die Folgegeneration ein Fl Hybrid. Wenn man dagegen zwei Hanfpflanzen einer einzigen Sorte durch Inzucht kreuzen würden, wäre das die zweite Generation, also die F2.
Um das ganze Potenzial einer Genetik zu verstehen, ist die F2 sehr wichtig. Sie bietet die Möglichkeit aus vielen Phänos und Genotypen zu wählen. Da diese Generation sehr oft den Grundeltern ähnelt und neue, sogar bessere Pflanzen hervorbringen kann, ist sie sehr interessant für jeden Züchter. Oft entscheidet sich hier in welche Richtung die weitere Arbeit geht. Es macht Sinn ab der F2 mit mehreren Zuchtlinien zu Arbeiten, um in späteren Generationen wieder die Genetik aufzufrischen und die ursprüngliche Vitalität wieder herzustellen. Natürlich können auch Hanfpflanzen mit sehr schlechten Eigenschaften entstehen, diese könnte man nun wieder aus dem Grow entfernen und die besten zwei Pflanzen der F2 wieder durch Inzucht vermehren.
Jetzt hätte man eine F3, die schon ein ganzes Stück stabiler und homogener ist, als die F2. Ihr merkt worauf ich hinaus will. Man könnte seine neue entstandene Sorte soweit stabilisieren, das nur noch die gewünschten Eigenschaften bei fast allen Pflanzen die man growt zur Ausprägung kommen würden.
Aber das Stabilisieren und Akklimatisieren ist wieder ein eigenes Kapitel, das ich im vierten Teil unserer Breeding Reihe behandeln und ausführlich erklären werde. Wir werden auch auf die Rückkreuzung eingehen und einen kompletten Zuchtablauf durchspielen.

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